Wer die im vergangenen Jahr wiedereröffnete Stadtbibliothek in Mönchengladbach betritt, nimmt intuitiv die offene, helle und nahbare Atmosphäre wahr. Die gelungene Modernisierung des denkmalgeschützten Gebäudes aus dem Jahr 1964 und die Ergänzung durch zwei Erweiterungsbauten schafft eine Mischung aus Vertrautem und Neuem, die zum Entdecken einlädt. An eine traditionelle Bibliothek erinnert auf den ersten Blick nur wenig: Im Eingangsbereich stehen Lastenräder, die ausgeliehen werden können. Auf einem überdimensionalen, interaktiven Multifunktions-Bildschirm in der zentralen Halle veranschaulicht ein Video unter anderem mit einem Drohnenflug über die ehemalige Baustelle der Bibliothek den Umbauprozess des Gebäudes.

Auch in den anderen Räumlichkeiten lassen eigentlich nur die Regale mit Büchern und Zeitschriften – die es natürlich auch noch gibt – sowie CDs, DVDs, Hörbüchern oder Konsolenspielen an eine Bibliothek denken. Es gibt Lesehöhlen für Kinder sowie zahlreiche Hocker, Sofas, Sitzecken sowie unterschiedliche Arbeitsbereiche für Gruppen oder Einzelpersonen, die rege genutzt werden. Die gesamte Inneneinrichtung ist sehr individuell und aufeinander abgestimmt. „Ein solch ästhetisches Konzept kombiniert mit modernster Technik ist im öffentlichen Raum selten“, fasst Brigitte Behrendt zusammen, die bis zum 1. Juli Leiterin der Stadtbibliothek war und den jahrelangen Prozess des Umbaus und der Neukonzeption wesentlich mitgestaltet hat. „Sie haben hier wirklich eine hohe Aufenthaltsqualität geschaffen“, bestätigt Regierungspräsident Thomas Schürmann und gratuliert in diesem Zusammenhang auch zu den Architekturpreisen, mit denen die Stadtbibliothek ausgezeichnet wurde.

Die Bezirksregierung Düsseldorf hat im Rahmen der Städtebauförderung für die Sanierung, Modernisierung und Erweiterung rund 16,4 Millionen Euro und somit 90 Prozent der Gesamtausgaben für den Bau bewilligt. Die Umsetzung des neuen Konzepts hat die Fachstelle Öffentliche Bibliotheken NRW, die ebenfalls bei der Bezirksregierung angesiedelt ist, mit insgesamt rund 370.000 Euro gefördert. „Es freut mich besonders, dass wir als Bezirksregierung somit auch zur Verwirklichung dieses Projekts beigetragen haben“, so Schürmann.
Bei ihrer Führung durch die Räume und der Vorstellung der vielfältigen Angebote weist Brigitte Behrendt auf zahlreiche Details in den verschiedenen Funktionsbereichen hin. So gibt es an vielen Tischen neben Steckdosen auch Induktionsladestellen für Handys, in raumteilenden Möbeln sind Anschlüsse für Veranstaltungstechnik untergebracht, und die Bezeichnungen der einzelnen Räumlichkeiten haben einen Bezug zu Mönchengladbach. Und das sind nur einige der vielen bemerkenswerten Aspekte.

Das neue Konzept macht die Bibliothek zu einem Treffpunkt mitten in Mönchengladbach, zu einem Begegnungsraum für Menschen aller Altersgruppen mit ganz unterschiedlichen Interessen. Freunde oder Familien können sich in großer Runde in einer Art Fernsehzimmer Filme auf DVD ansehen. Ein Plattenspieler steht unter anderem für die Digitalisierung von Vinylplatten zur Verfügung. Und Dank Kopfhörer für die Spielerin oder den Spieler kann in der Bibliothek sogar ein elektronisches Klavier genutzt werden. Für Medienproduktionen steht ein mit moderner Technik ausgestatteter Studio zur Verfügung, Fans von Konsolenspielen können sich zum gemeinsamen „zocken“ treffen, und im Makerspace stehen beispielsweise ein 3D-Drucker und 3D-Scanner bereit. 

In die Virtual Reality lädt „Icaros“ ein: Mit einer VR-Brille ausgestattet und auf dem Bauch in einem vielfach beweglichen Gestell liegend wird ein virtueller Flug zum Beispiel über die Alpen mit dem ganzen Körper gesteuert. Regierungspräsident Schürmann folgt der Einladung zum Ausprobieren – und hebt erfolgreich ab.

Beim ersten Besuch der Bibliothek alles zu erkunden, scheint unmöglich. Aber die besondere Atmosphäre und Konzeption laden jede und jeden dazu ein, den individuellen Interessen entsprechende Angebote zu entdecken und zu nutzen. „Es ist Ihnen gelungen, mit der Bibliothek ein sehr niedrigschwelliges, nichtkommerzielles und unglaublich vielfältiges Angebot zu schaffen“, ist Regierungspräsident Schürmann überzeugt. „Diese Bibliothek ist ein lebendiges Juwel im Herzen der Stadt“, fasst er seine Eindrücke zusammen.