
Frauen im Fokus – Einblicke in den Arbeitsalltag
In der Interviewreihe „Frauen im Fokus – Einblicke in den Arbeitsalltag“ stellen wir engagierte Frauen unserer Behörde vor und werfen einen Blick auf die vielseitigen Arbeitsbereiche, in denen sie tätig sind. Was begeistert sie an ihrem Beruf? Welche Herausforderungen erleben sie? Und was schätzen sie an der Zusammenarbeit in der Bezirksregierung?
Sandra Jeckel
In diesem Gespräch mit Sandra Jeckel, Mitarbeiterin in der Poststelle Am Bonneshof, erfahren wir mehr über ihre tägliche Arbeit und was ihr daran besonders Spaß macht. Zudem teilt sie mit uns ihre Gedanken zur Wahrnehmung von Frauen in der Berufswelt.

Wie sind Sie zu Ihrer jetzigen Position gekommen?
Ich habe meine Ausbildung bei der Deutschen Post gemacht, doch aufgrund einer Beinverletzung konnte ich die Strecken als Postbotin nicht mehr bewältigen. Daher habe ich mich bei der Bezirksregierung beworben, kam jedoch zunächst auf eine Warteliste. Zwei Jahre später habe ich am Bonneshof als Botin angefangen. Später übernahm ich als Krankheitsvertretung eine Position in der Poststelle und schließlich, als eine Kollegin in den Ruhestand ging, bekam ich eine feste Stelle.
Können Sie uns einen Einblick in Ihre tägliche Arbeit in der Poststelle Am Bonneshof geben?
Unser Arbeitstag beginnt um 06:30 Uhr. Zuerst leeren wir den Briefkasten und sichten die Eingänge vom Vortag. Anschließend bringen uns die Kolleg*innen aus dem Botendienst die erste Ausganspost, also Akten und Briefe. Diese bearbeiten wir und sortieren sie in unsere Postfächer ein. Dabei müssen wir jede Akte und jeden Brief aussortieren und prüfen, wie viele Blätter die einzelnen Vorgänge enthalten. Außerdem kontrollieren wir, ob Aktenzeichen, Unterschriften und Siegel korrekt sind.
Die Ausgangspost beinhaltet auch mehrmals täglich einige Postkisten mit Beihilfebriefen, die nach Privatadressen, Schulpost für unsere Schulfächer und für unsere Sammelpost aussortiert werden müssen. Danach werden die Sendungen kuvertiert und frankiert.
Darüber hinaus erhalten wir Bestellungen von Mitarbeitenden, zum Beispiel für Briefumschläge.
Es ist schon viel Arbeit, aber es macht Spaß und wird nie langweilig.
Am Bonneshof ist Dezernat 47 ansässig, zuständig für die Schulen im Regierungsbezirk. Was landet da im Postausgang?
Das können zum Beispiel Abordnungen oder Einstellungen sein. Aber auch Bußgeldbescheide, wenn Schüler*innen zu lange schwänzen. Dann wird vom Bonneshof der gelbe Brief verschickt, der früher auch als blauer Brief bekannt war.
Zudem gibt es viele Verteiler, die an die ca. 700 Schulen versendet werden müssen, da geht auch immer einiges an Post raus. Die Schulfächer leeren wir zweimal wöchentlich und machen sie zum Versand fertig.
Was macht an Ihrer Arbeit besonders Spaß?
Besonders toll ist mein Team! Das wichtigste ist für mich ein kollegiales Umfeld. Du kannst noch so gut arbeiten, wenn du nicht das richtige Team hast, wird es schwer. Hier in der Poststelle und im Botendienst sind wir nicht nur Arbeitskolleg*innen, das fühlt sich manchmal an wie eine kleine Familie. Ich freue mich zur Arbeit zu kommen.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung in der Postbearbeitung?
Davon merken wir hier im Postausgang nichts, denn wir schicken die Post in Papierform raus. Beim Posteingang wird die Digitalisierung eine größere Rolle spielen, denn da wird auch gescannt.
In einem großen Haus wie der Bezirksregierung gibt es viele verschiedene Aufgabenbereiche. Was schätzen Sie besonders an der Zusammenarbeit mit Ihren Mitarbeitenden?
Worüber ich mich immer freue, ist, wenn Mitarbeitende zu uns runter in die Poststelle kommen. Da fällt dann auch mal ein Witz und es wird gelacht. Hier macht der Umgang miteinander einfach Spaß.
Außerdem kann man immer überall anrufen und nachfragen, wenn man mal nicht weiterweiß. Alle sind hilfsbereit, das finde ich toll.
Wie hat sich die Wahrnehmung von Frauen in der Berufswelt aus Ihrer Sicht in den letzten Jahrzehnten verändert, und welche Entwicklungen wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich stehe ja erst seit zehn Jahren im Berufsleben, deswegen ist diese Frage schwer für mich zu beantworten. Ich habe vorher bei der Deutschen Post gearbeitet und da habe ich, genau wie meine männlichen Kollegen auch, schwere Pakete getragen. Da war Gleichberechtigung auch Gleichberechtigung. Ich glaube, hier bei der Bezirksregierung ist das auch weniger ein Problem, da das Gehalt einheitlich über die Erfahrungsstufen geregelt ist.
Was ich mir allgemein wünsche, ist mehr Verständnis und Anerkennung für Frauen in der Gesellschaft. Viele Frauen gehen nicht nur einem Beruf nach, sie haben auch oft ein Kind zu Hause, das sie betreuen müssen. Dadurch haben sie weniger Pausen.
Frauen sollten finanziell nicht im Nachteil sein, denn sie ziehen Kinder auf, die auch irgendwann arbeiten gehen und Steuern zahlen werden. Es sollen ja mehr Kinder geboren werden in diesem Land. Aber wie soll das funktionieren? Dafür müssten das Betreuungsangebot und die Unterstützung definitiv verbessert werden.