
Frauen im Fokus – Einblicke in den Arbeitsalltag
In der Interviewreihe „Frauen im Fokus – Einblicke in den Arbeitsalltag“ stellen wir engagierte Frauen unserer Behörde vor und werfen einen Blick auf die vielseitigen Arbeitsbereiche, in denen sie tätig sind. Was begeistert sie an ihrem Beruf? Welche Herausforderungen erleben sie? Und was schätzen sie an der Zusammenarbeit in der Bezirksregierung?
Beate Hansen
Beate Hansen aus Dezernat 26 ist am Flughafen Weeze in der Luftaufsicht tätig. Damit ist sie nicht nur in Weeze, sondern auch an den Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf die einzige Frau in dieser Funktion. Im Gespräch erfahren wir mehr über ihren Arbeitsalltag, erforderliche Fähigkeiten für einen Beruf in der Luftaufsicht und ihre Motivation.

Was hat Ihr Interesse an der Luftfahrt geweckt und wie sind Sie in den Bereich der Luftaufsicht gekommen?
Beate Hansen: Ich bin seit März 2003 hier, also noch bevor der zivile Flugbetrieb aufgenommen wurde. Interesse an der Luftfahrt hatte ich schon viel länger. Mein erster Freund wohnte gegenüber vom Segelflugplatz in Goch-Asperden an der niederländischen Grenze und der war schon von Kindheit an mit der Fliegerei verbunden. So habe ich 1982 den Segelflugschein und 1989 den Motorflugschein gemacht.
Dann wurde eine Luftaufsicht für den Niederrhein gesucht. Sämtliche Prämissen passten nicht: Die Bewerbungsfrist war abgelaufen, eine Frau in der Luftfahrt war undenkbar und ein vorausgesetztes Funksprechzeugnis hatte ich nicht. Ich dachte: Gucken wir doch mal. Ich habe mich beworben und bin tatsächlich genommen worden. Das Funksprechzeugnis habe ich natürlich nachgeholt.
Ist es für Ihren Beruf erforderlich, dass man auch fliegen kann?
Ich finde schon. Wir haben viel mit Kapitäninnen und Kapitänen und mit Luftfahrzeugen zu tun und da sollte man die Zusammenhänge kennen und beurteilen können, wie bestimmte Sachverhalte oder technische Mängel einzuordnen sind; ob technische Mängel vertretbar sind oder wir den Flieger „grounden“, also festlegen, dass er nicht weiterfliegt.
Vielleicht auch, um ein bisschen nachsichtiger sein zu können, wenn eine Privatfliegerin oder ein Privatflieger einen Fehler gemacht hat.
Ich sage, man sollte nicht immer „strict to the rules“ verfahren, sondern auch mal Gnade vor Recht walten lassen. Wir sind alle Menschen, wir sind nicht fehlerlos. Ein bisschen Verständnis füreinander ist ganz gut.
Welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten gehören zu Ihrem Alltag als Luftaufsicht?
Wir produzieren Sicherheit allein durch Anwesenheit. Wenn die Leute uns sehen, erinnern sie sich daran, wie sie sich zu verhalten haben. Angefangen von den Kapitäninnen und Kapitänen über die Flugzeuglader, und alle, die auf dem Vorfeld, Abstell- und Wartungsfläche, arbeiten.
Wir sind eine Gefahrenabwehrbehörde, die für die Abwehr von Gefahren sowohl für als auch durch die Luftfahrt zuständig ist. Beispiele dafür sind ein rauchender Passagier auf dem Vorfeld, ein technischer Mangel an einem Luftfahrzeug oder auch fehlerhafte oder fehlende Dokumente wie eine nicht mitgeführte Pilotenlizenz.
Zu unseren Aufgaben gehören: Luftfahrzeuge auf technischen Zustand überprüfen, die Dokumente des Luftfahrzeuges und die der Pilotinnen und Piloten kontrollieren sowie insbesondere im Winter die Betriebsflächen inspizieren und feststellen, ob die sicher sind oder Vorfelder vereist sind. Ganz speziell hier am Niederrhein sind Nachtstart- und Landegenehmigungen. Ein Teil ist deutscher und ein Teil niederländischer Luftraum, sodass wir auch die niederländischen Rechtsvorschriften berücksichtigen müssen. Wir entscheiden, ob ein Nachtstart oder eine Nachtlandung genehmigt wird. Es ist eine Abwägung zwischen dem Schutzbedürfnis der Bevölkerung, was den Lärm angeht, und den Interessen der Fluggesellschaft sowie der betroffenen Fluggäste.
Was sind Aspekte Ihres Berufs, die Sie besonders erfüllen und motivieren?
Dass jeder Tag anders ist. Ob es eine Nachtlandung oder einen medizinischen Hilfeleistungsflug gibt, ein Kran aufgebaut wird, von dem wir nichts wissen, ob ein Kofferwagen irgendwo reinrollt und eine Beschädigung verursacht oder ein anderes unvorhergesehenes Ereignis: Wir wissen vorher nicht, was passiert. Es kann ein ganz ruhiger Tag, es kann aber auch fürchterlich hektisch werden.
Gibt es bestimmte Fähigkeiten oder Eigenschaften, die wichtig sind, um Ihren Beruf auszuüben?
Besonders wichtig sind Rückgrat, Durchsetzungs- sowie Durchhaltevermögen, gerade als Frau.
Von den Kapitänen ist die Akzeptanz manchmal nicht da. Da muss man dann ganz klar sagen: Pass auf, hier ist die Grenze und ich sage dir, was passiert. Es gibt sehr schroffe, von sich eingenommene Piloten, die überhaupt keine Einsicht haben. Aber es gibt auch manche, die sagen: Dumm gelaufen, tut mir echt leid. Und in dem Fall bin ich dann auch nachsichtiger.
Ich versuche immer, an die Einsicht zu appellieren. Wenn zum Beispiel ein Lader zu schnell fährt und Fluggäste daneben stehen, kann es zu Personenschäden führen, die vermeidbar gewesen wären. Dann frage ich, ob die Person die Flughafen-Benutzungsordnung kennt und ob da nicht etwas über Geschwindigkeiten steht. Dann sollte es bei ihr klingeln.
Ein respektvoller Umgang ist auch wichtig. Ich achte immer darauf, fair zu sein. Wenn es Fehlverhalten gibt, dann stelle ich die Person zur Rede. Ich gehe aber nicht hinter dem Rücken zum Chef und schwärze die Person an. Daher kommt mir Respekt entgegen, weil alle wissen, ich schieße nicht über das Ziel hinaus.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen der Bezirksregierung Düsseldorf und den verschiedenen Akteuren am Flughafen Weeze, wie zum Beispiel den Fluggesellschaften?
Es ist ein faires, verständnisvolles und konstruktives Miteinander.
Egal, ob mit der Tower Company, den Verkehrsleitern, den Flug- oder Abfertigungsgesellschaften. Man geht aufeinander zu und wenn es Probleme gibt, werden die geklärt.
Haben Sie Tipps für Frauen, die sich für eine Karriere in der Luftfahrt interessieren?
Ich habe immer noch oft den Eindruck, dass Frauen in der Fliegerei nicht ernstgenommen werden. Wenn man sich nicht durchsetzt und klare Kante zeigt, hat man verloren.
Man sollte sich nicht einschüchtern lassen, sondern das als Herausforderung sehen, an der man selber wachsen kann.
Ich habe ein schönes T-Shirt, da steht drauf: „Do the thing, you think you can not do". Versuche es einfach!
Neugierig geworden? Weitere Interviews dieser Reihe gibt es hier.