
Die Gestaltung des Plenarsaals
Hereinspaziert in den Plenarsaal, einem echten Schmuckstück des Hauses, der sowohl in der Vergangenheit als auch heute oft für Veranstaltungen genutzt wird. Mit einer Fläche von 240 m², edlen Holzverkleidungen sowie kunstvollen Wand- und Deckenmalereien gilt dieser Saal als der prächtigste Profanbau im Jugendstil nördlich der Alpen. Der Plenarsaal symbolisiert die enge Verbindung zwischen der Regierung und der Kunstakademie. Besonders wichtig war es der preußischen Regierung, sich in jener Zeit als modern und aufgeschlossen zu präsentieren, was auch in der künstlerischen Gestaltung des Raumes zum Ausdruck kommen sollte.
Symbolik und Figuren in Adolf Münzers Deckengemälde
Im Jahr 1911 empfahl die Kunstakademie der Regierung einen talentierten Künstler, der dem Plenarsaal eine besonders kunstvolle Gestaltung verleihen sollte. Zu diesem Zeitpunkt war der Bau des Gebäudes an der Cecilienallee 2 noch nicht abgeschlossen, als Adolf Münzer die anspruchsvolle Aufgabe übernahm, den Raum festlich und prunkvoll zu gestalten. Von 1912 bis 1915 arbeite Münzer in seinem Atelier an der Düsseldorfer Kunstakademie an einem monumentalen Deckengemälde, das in Temperafarbe auf Leinwand ausgeführt wurde. Die Einweihung des Bildes fand im Oktober 1915 statt, wurde jedoch in den Geschehnissen des Ersten Weltkrieges wenig beachtet.
Das Deckengemälde besteht aus zwei Bildhälften. In der Mitte sieht man die Sonne, um die sich zwölf Figuren gruppieren. Diese stellen die zwölf Monate des Jahres dar. Wer erkennt den Februar? Ein Tipp: Schon damals spielte die vierte Jahreszeit eine Rolle.
In Richtung Süden zeigt das Gemälde die Germania mit einem Schwert. Ihr gegenüber erscheinen die personifizierten Flüsse Rhein und Mosel: Ein Mann mit Lorbeerkranz repräsentiert den Rhein, die Frau mit der Engelsmütze symbolisiert die Mosel. Weitere kunstvolle Figuren, wie Wassernixen und Nymphen, wecken die Fantasie und sollen das Interesse an Kunst und Poesie anregen. Sinnbildlich dafür steht auch die Harfe. Nackte Kindergestalten, als Putten bekannt, vervollständigen das kunstvolle Werk.
Der Künstler hinter den Gemälden
Adolf Münzer wurde 1870 in Pleß, Oberschlesien, geboren. Nach seiner Kindheit in Breslau begann er 1886 eine Ausbildung zum Dekorationsmaler und besuchte danach die Kunst- und Gewerbeschule. 1890 zog er nach München, um an der Akademie der Bildenden Künste zu studieren. 1896 erhielt er ein Meisteratelier in München. Ab 1899 war er Mitglied der Künstlergruppe „Scholle“ und stellte seine Werke im Glaspalast in München aus. Zudem war er als Mitarbeiter für die Münchner Zeitschriften „Jugend“ und „Simplicissimus“ tätig.
Ab 1909 leitete Münzer eine Malklasse an der Kunstakademie Düsseldorf, wo er bis 1932 unterrichtete. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete er als Kriegsmaler an der Front, meldete sich 1917 freiwillig zum Militärdienst, kam jedoch nicht zum Einsatz. Zwischen 1938 und 1944 nahm Münzer an den Großen Deutschen Kunstausstellungen im Münchner Haus der Deutschen Kunst teil. Dort präsentierte er auch ein Gemälde eines weiblichen Aktes, das später für 3.500 Reichsmark an Adolf Hitler verkauft wurde. Ab 1944 stand er auf der „Gottbegnadeten-Liste“, einer Liste von Künstlern, die unter besonderem Schutz standen.
Münzer war Mitglied im Deutschen Künstlerbund und verstarb 1953 in Landsberg am Lech.