Lena Stöcker

Frauen im Fokus – Lena Stöcker

In diesem Interview erzählt uns Lena Stöcker vom Dezernat 34 von ihrer Arbeit rund um das 5-Standorte-Programm. Sie spricht von innovativen Projekten und erklärt, warum gute Kommunikation und fachlicher Austausch im Berufsalltag so wichtig sind. 

Wie sind Sie zu Ihrer jetzigen Position gekommen?

Ich komme ursprünglich aus der freien Wirtschaft, wo ich für einen großen Bankenkonzern gearbeitet habe. Ich habe dort aber schnell gemerkt, dass meine Arbeit nur einer Sache diente, nämlich die Schere zwischen Arm und Reich noch größer werden zu lassen. Das war jedoch nicht das, was ich wirklich wollte und was meiner täglichen Arbeit eine Sinnhaftigkeit gab. 

Durch eine Stellenanzeige habe ich erfahren, dass BWLer*innen auch in der Verwaltung gefragt sind. Meine Arbeitskraft dem Land NRW zur Verfügung zu stellen, schien für mich dem Allgemeinwohl dienlicher zu sein, und förderte wiederum meine Arbeitszufriedenheit. Inzwischen bin ich seit vier Jahren bei der Bezirksregierung. 

Was sind Ihre Aufgaben im 5-Standorte-Programm?

Beim 5-Standorte-Programm geht es darum, den Wegfall der Arbeitsplätze durch den Ausstieg aus der Steinkohlewirtschaft – unter anderem in Duisburg – zu kompensieren. Dabei begleiten wir innovative Projektideen von der Entstehung über die Antragstellung und Abwicklung bis zur Finalisierung der Projekte. Projektpartner sind dabei vor allem Universitäten und Unternehmen aus der freien Wirtschaft, aber auch Kommunen wie die Stadt Duisburg.

Im Detail führe ich viele Gespräche mit dem zuständigen Professor*innen der Universitäten sowie mit Projektpartner*innen aus der Wirtschaft und dem Projektmanagement der Stadt Duisburg über deren Projektideen und eine mögliche Umsetzung im Rahmen der Richtlinie des 5-Standorte-Programms. Die Begleitung durch die Landesseite umfasst insbesondere die Überprüfung des Abrechnungswesens sowie die korrekte Verwendung und Ausgabe von Haushaltsmitteln.

Es heißt 5-Standorte-Programm, da fünf Kommunen im nördlichen Ruhgebiet – Duisburg, Gelsenkirchen, Hamm, Herne sowie der Kreis Unna – durch Landes- und Bundesmittel beim Strukturwandel unterstützt werden. 

Was sind das beispielsweise für Projekte?

Aktuell begleiten wir als Land – wenn auch über ein anderes Förderprogramm – ein 3D-Druckzentrum von der Universität Duisburg-Essen. 
Die 3D-Drucker könnten dabei helfen, langwierige, umständliche sowie ökonomisch und ökologisch nachteilige Lieferketten zu verkürzen und effizienter zu gestalten. Kleine und mittelständische Unternehmen könnten Ersatzteile so zum Beispiel selbst produzieren, anstatt sie auf der anderen Seite des Globus zu bestellen. Auch Start-Ups haben dort die Möglichkeit Prototypen zu produzieren.

Das größte zukünftige Projekt in meiner Zuständigkeit ist das geplante Technologiequartier der Stadt Duisburg, das die Sanierung eines altes Bahngeländes in Wedau vorsieht. Ziel des Projektes ist die Attraktivitätssteigerung der Stadt Duisburg als Tech-Standort der Zukunft. 

Was hat Sie motiviert beim 5-Standorte-Programm mitzuwirken? 

Das Themenfeld „Innovationen“ ist breit gefächert, weshalb man sich täglich neuen Herausforderung gegenübersieht. Das stetige Lernen sowie die aufkommenden Anforderungen reizen mich an meiner Arbeit und lassen diese nicht langweilig werden.
So sehe ich mich als BWLerin mit Fragen konfrontiert wie: Was kann ein 3D-Drucker? Was ist Wasserstoff und welche Schulungsmöglichkeiten gibt es für Fachkräfte zu diesem Thema?

Zudem kann ich auch meine Expertise aus der freien Wirtschaft einbringen, ohne, dass nur die „Big Player“ davon profitieren. Vielmehr helfe ich den kleinen und mittelständischen Unternehmen, Universitäten und Kommunen in unserem Land. 

Ich glaube, dass eine breit aufgestellte Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit auch noch nicht etablierten Unternehmen zugutekommt – und sie so bestmöglich für zukünftige Herausforderungen wappnet und die heimische Wirtschaft stärkt. 

Mit welchen Herausforderungen sind Sie in Ihrem Arbeitsalltag am häufigsten konfrontiert, und wie gehen Sie damit um?

Die größte Herausforderung sind Projektideen, die nicht förderfähig sind, da sie nicht den geltenden Regeln und Richtlinien entsprechen. 

Um ein Projekt antragsfähig zu machen, bedarf es viel transparente Kommunikation und gegenseitiges Verständnis. Teilweise beginnen Absprachen bereits lange vor dem eigentlichen Antragszeitpunkt. Dabei besteht immer wieder die Gefahr, sich in Details zu verlieren. Ich versuche daher das große Ganze im Blick zu behalten und dennoch jeder Frage mit Offenheit zu begegnen, sodass die Antragsstellung im Einvernehmen und im Interesse aller Beteiligten auf den Weg gebracht werden kann.

Herausfordernd sind auch die Geldsummen, um die es bei einer Fördervergabe geht. Denn damit geht eine hohe Verantwortung einher: Die Fördermittel sollen nicht missbraucht werden, sondern diejenigen erreichen, für die sie vorgesehen sind. 

Welche Fähigkeiten oder Qualifikationen halten Sie für besonders wichtig, um Ihren Beruf auszuüben? 

Neben einer guten Kommunikations- und Reflexionsfähigkeit halte ich es für wichtig, lernwillig und interessiert dem Unbekannten gegenüber zu sein. 

Zudem ist eine Organisationskenntnis unabdingbar, um im Haus die richtigen Ansprechpersonen zu finden, denn bei unseren Projekten sind oft mehrere Dezernate beteiligt. Das Dezernat 34 übernimmt hier eine federführende Rolle. 
Ein gutes Netzwerk ist hilfreich, denn in den einzelnen Dezernaten gibt es Mitarbeitende mit ganz unterschiedlichen Werdegängen und Fachexpertisen. Die Möglichkeit, auf diese zurückgreifen zu können, stellt einen erheblichen Mehrwert für meine Arbeit dar.

In einem großen Haus wie der Bezirksregierung gibt es viele verschiedene Aufgabenbereiche. Was schätzen Sie besonders an der Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden?

Ich schätze insbesondere den offenen, respektvollen und hilfsbereiten Umgang miteinander. 

Auch die angebotenen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten schätze ich sehr. 


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