Alte Bibliothek (Symbolbild)

Landesförderung seit 1950

Überblick über die wichtigsten Entwicklungen in der Bibliotheksförderung.

Seit 1950 fördert das Land Nordrhein-Westfalen den Aus- und Aufbau kommunaler Öffentlicher Bibliotheken.

In den ersten Jahrzehnten stand der Aufbau aktueller Medienbestände im Vordergrund. So wurde 1957 das „Sondersammelgebietsprogramm der nordrhein-westfälischen Großstädte" in Zusammenarbeit mit dem Verband der Bibliotheken des Landes NRW e.V. konzipiert. In Absprache bauten die Bibliotheken spezialisierte Buchbestände zu den wichtigsten Sachgebieten auf, die allen Bürgerinnen und Bürgern über den Leihverkehr zur Verfügung gestellt wurden. Das Programm wurde 2009 aufgrund der sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eingestellt. Darüber hinaus erhielten alle kommunalen Öffentlichen Bibliotheken bis Ende der 1990er Jahre Finanzmittel zum Aufbau ihrer örtlichen Medienbestände.

Mit dem Inkrafttreten der „Empfehlungen zum Ausbau des Bibliothekswesens in Nordrhein-Westfalen“ 1973 rückte die Strukturförderung in den Mittelpunkt. Fortan ging es nicht nur um den Aufbau von Medienbeständen, sondern auch um die Entwicklung bestimmter Funktionen und Aufgaben, die den einzelnen Bibliotheksgrößen zugewiesen wurden. Beispielsweise verpflichteten sich die Großstadtbibliotheken Fachangestellte für Bibliotheken auszubilden. Die Medienbestände standen jedoch weiterhin im Mittelpunkt der finanziellen Förderung.

1999 löste eine differenzierte Projektförderung die bisherige Förderstruktur mit dem Ziel ab, die Innovationskraft der Bibliotheken zu stärken. Seitdem haben die Bibliotheken durch zahlreiche Projekte ihr Profil und ihr  Dienstleistungsspektrum kontinuierlich weiterentwickelt.

Am 11. Juni 2008 beschloss der Kulturausschuss des Landtages, die Bibliotheksförderung nach 10 Jahren erneut zu überdenken. Aus diesem Grund wurde die Landesregierung beauftragt, einen Bericht über den Stand des Öffentlichen Bibliothekswesens in Nordrhein-Westfalen zu erstellen. Der nach dem Muster des „Berichts zum Entwicklungsstand des Bibliothekswesens im Regierungsbezirks Düsseldorf“  konzipierte Bericht liegt seit September 2009 vor und steht unter Downloads für Sie zur Verfügung. Im Juni 2013 veröffentlichte das Kulturministerium als Konsequenz aus dem Entwicklungsbericht die überarbeiteten Fördergrundsätze für Öffentliche Bibliotheken. Gleichzeitig wurden vier Förderprogramme ausgeschrieben, die die in der Ist-Analyse angesprochenen Handlungsfelder aufgriffen.

Seit den 90er Jahres des vorherigen Jahrhunderts spielt die Technisierung Öffentlicher Bibliotheken eine große Rolle. Die Gestaltung attraktiver Serviceangebote hängt heute mehr denn je von der Ausstattung mit moderner Technik ab. Das Land Nordrhein-Westfalen erkannte diese Abhängigkeit bereits früh. In der Konsequenz wurden immer wieder spezielle Technologieprogramme aufgelegt:

  • Technologie-Programm (1990 - 1993)
    Fördergegenstand: Telefax, Personalcomputer mit BTX, Personalcomputer mit BTX und CD-ROM, Homecomputer-Pool für Benutzer.
    Das Projekt sollte zeigen, wie moderne Technologien in öffentlichen Bibliotheken  eingesetzt werden können und eine unverzichtbare Hilfe bei der Erfüllung ihrer Aufgaben darstellen. Das Programm hatte Modellcharakter. Nicht zum ersten Mal übernahm das Land Nordrhein-Westfalen bundesweit eine Vorreiterrolle.
  • Bibliotheken ans Netz - ÖB-online (1997 - 1999)
    Fördergegenstand: Personalcomputer, CD-ROM-Laufwerk, Fax-Modem, ISDN-Karte, Flachbett-Scanner, Laserdrucker, Internetschulung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
    In der Nachfolge zum ersten Technologieprogramm startete das Land Nordrhein-Westfalen 1997 eine erneute Technologieoffensive für öffentliche Bibliotheken. Man erkannte die dringende Notwendigkeit, öffentliche Bibliotheken an das Internet anzuschließen. Neben der technischen Ausstattung erhielten die Bibliotheken Internetschulungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
  • Digitale Öffentliche Bibliothek NRW (2003 - 2006)
    2003 legte das Land Nordrhein-Westfalen sein drittes Technologieprogramm auf. Nicht mehr die technische Ausstattung, sondern der Zugang zu elektronisch verfügbaren Informationsquellen rückte in den Mittelpunkt der Förderung.
    Die Bereitstellung und Erschließung elektronischer Informationsquellen ist eine Aufgabe, die von einer einzelnen Bibliothek kaum noch bewältigt werden kann. Aus diesem Grund haben die wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes Nord-rhein-Westfalen gemeinsam mit dem Hochschulbibliothekszentrum NRW die Digitale Bibliothek NRW entwickelt. Seit 2003 können sich die öffentlichen Bibliotheken der Digitalen Bibliothek ebenfalls anschließen. Ihrem Aufgabenspektrum entsprechend, wurde das Angebot der Digitalen Öffentlichen Bibliothek konzipiert. Derzeit stellen landesweit 146 öffentliche Bibliotheken ihren Kunden elektronische Informationen über die Digitale Öffentliche Bibliothek NRW zur Verfügung.
  • Landeslizenz „Munzinger Archive“ (2010-2015)

    Seit 2010 ist die Zahl der kommunalen Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen, die ihren Kunden digitale Medien anbieten, kontinuierlich gestiegen. Der Einstieg in dieses neue Bestandssegment wurde und wird vom Land Nordrhein-Westfalen finanziell unterstützt. Neben E-Books gehören auch Datenbanken zum Bereich der digitalen Medien. Mit dem Landesprogramm „Munzinger-Archive“ hat das Land Nordrhein-Westfalen die Öffentlichen Bibliotheken bei der Bereitstellung von Datenbankangeboten unterstützt.

    Die Munzinger Archive beinhalten Datenbanken zu den Wissensgebieten Personen, Sport, Pop, Länder, Chronik und Film. Des Weiteren gehörte die Brockhaus-Enzyklopädie zum Angebot. Das 2010 initiierte Programm ermöglichte 142 Öffentlichen Bibliotheken den Zugang zu diesen wichtigen Informationsquellen.
     
  • Förderprogramm „Mobi Dig“ (2013 - 2014)
    Das Qualifizierungsprogramm „Mobi Dig – Mobil und Digital in öffentlichen Bibliotheken “ ist im Rahmen der Initiative „Lernort“ entstanden. Bibliotheksteams erhielten Tablet-PCs und E-Book-Reader, die sie nach einer eintägigen Einführung mehrere Wochen selbstständig mittels Übungsmaterialien und Aufgaben testen konnten. Auf Grundlage der Erfahrungen aus dem Programm „Mobi Dig“ hat die Fachstelle 2019 das Qualifizierungsprogramm „In 30 Tagen um die Welt – Digitale Reisekoffer für Bibliotheken“ entwickelt.

Leseförderung ist eine gesellschaftliche Gesamtaufgabe. Elternhaus, Schule und außerschulische Bildungseinrichtungen müssen gemeinsam Anstrengungen unternehmen, um die Lese- und Informationskompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Leseförderung gehört zu den Kernaufgaben Öffentlicher Bibliotheken. Deshalb hat das Land Nordrhein-Westfalen seit 2001 einen Förderschwerpunkt in diesem Bereich.

  • Medienpartner Bibliothek und Schule (2002 - 2004)
      Im Rahmen des Projektes "Medienpartner Bibliothek und Schule" haben 38 Kommunen die Zusammenarbeit von Bibliothek und Schule systematisch erprobt. Das Kulturministerium hat das Projekt gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung durchgeführt. Die Projektleitung lag beim Dezernat 48 Öffentliche Bibliotheken der Bezirksregierung Düsseldorf. Die Ergebnisse dieses Projektes waren so vielversprechend, dass es in die landesweite Initiative "Bildungspartner Bibliothek und Schule" mündete.
  • "Bist Du auch lesekalisch?" (2003 -  2006)
    ist der Titel eines Modellprojektes, das die Stadtbibliotheken Krefeld, Mönchengladbach und Neuss mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen 2003 durchführten. In Kooperation mit Kindertageseinrichtungen, Kinderärzten und weiteren Kooperationspartnern wurde die frühkindliche Leseerziehung in den Mittelpunkt gerückt.
    In Zusammenarbeit mit dem Verband der Bibliotheken NRW e.V. wurde aus dem Modellprojekt ein Landesprogramm zur frühkindlichen Leseförderung entwickelt, an dem sich 2004 61 Bibliotheken beteiligten. Mehr als 25.000 Kindergartenkinder und 7.000 Erwachsene haben im Startjahr an Leseförderaktionen teilgenommen. 2005 konnte das Netz noch erweitert werden. Heute ist die frühkindliche Leseförderung ein fester Bestandteil des Angebotes in vielen kommunalen Öffentlichen Bibliotheken Nordrhein-Westfalens.

Nach wie vor gibt es in Nordrhein-Westfalen nicht nur einzelne Gemeinden, sondern ganze Regionen, in denen es keine bzw. ausschließlich ehren- oder nebenamtlich betreute Bibliotheken gibt. Dies betrifft vor allem die Regierungsbezirke Arnsberg, Detmold und Köln. Aber auch in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Münster gibt es Kreise, in denen die Bevölkerung nur unter erschwerten Bedingungen Zugang zu Literatur und Information findet.

  • Förderprogramm „Verbesserung der Bibliotheksangebote im ländlichen Raum“ (2013 - 2018)

    Mit dem Förderprogramm „Verbesserung der Bibliotheksangebote im ländlichen Raum“ verfolgte das Land Nordrhein-Westfalen folgende Ziele:

    • die Erprobung neuer organisatorischer Modelle zur Verbesserung der Bibliotheksversorgung,
    • die Gewährleistung eines öffentlichen und gebührenfreien Zugangs zu digitalen Informationen für alle,
    • Ausbau und Vernetzung der Leseförderangebote.

    Das Programm sollte mehrere Bibliotheksträger ansprechen, die das Bibliotheksangebot in ihrer Region gemeinsam stärken wollten. Dabei konnten kirchliche und kommunale Träger zusammenarbeiten. Da das Programm nicht angenommen wurde, hat das Kulturministeriums das Programm eingestellt. Bibliotheksträger, die Interesse an der Zusammenarbeit im Rahmen der Bibliotheksförderung haben, können sich an die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken zwecks Beratung wenden. Das Land NRW hat weiterhin großes Interesse daran, die Bibliotheksangebote im ländlichen Raum weiter zu verbessern und finanziell zu fördern.

    Weitere Informationen:
    Förderprogramm „Verbesserung der Bibliotheksangebote im Ländlichen Raum“
    Qualitätskriterien

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