Relief mit Bauherr, Gattin und Architekt

Anekdoten und Histörchen aus früheren Zeiten

Eine Sammlung ernster und heiterer Ereignisse gewährt einen Blick hinter die Mauern dieser großen Behörde.

Bonzenheber

Die Geschichte der Aufzüge im Regierungsgebäude stellt auch gleichzeitig den Wandel vom Kaiserreich zur Republik dar.

Bei der Errichtung des Hauses gab es nur einen einzigen normalen Personenaufzug, einen Aufzug mit einem hölzernen Kasten und einer hölzernen Tür. Er war mit einem Schlüssel versehen, konnte also nur benutzt werden, wenn jemand den Schlüssel besaß. Dieses Vorrecht besaßen nur die Beamten vom Abteilungsleiter an aufwärts und deshalb nannte man den Aufzug den "Bonzenheber". Der Paternoster ist erst später in den 30er Jahren eingebaut worden. Von da ab konnte also jeder den Paternoster benutzen.

[Beitrag des Kollegen Ferdinand Diedering]

Armensüppchen

Ein früher Besuch eines Beamten der Staatshochbauverwaltung an der Pforte einer katholischen Mädchenschule, die von Nonnen geleitet wird, birgt Überraschungen.

Vor einigen Jahren musste er einmal im Rahmen der Prüfung für Schulzuschüsse eine von katholischen Schwestern geführte Schule am linken Niederrhein besuchen. Da er noch einige andere Besichtigungstermine hatte, war er bereits um 08.15 Uhr an Ort und Stelle. Auf sein Klingeln an der Klosterpforte öffnete die Klosterschwester ein kleines Kläppchen, schaute ihn an und sagte mit sanfter Stimme: "So früh am Morgen gibt es noch keine Butterbrote, kommen Sie später noch mal wieder", dann schloss sich das Kläppchen wieder. Neuerliches Klingeln bewirkte dann die Aufklärung, die mit einem herzlichen Lachen begleitet wurde.

[Beitrag des Kollegen Korsten]

Die Ziegenbockstation

Im Düsseldorfer Stadtteil "Himmelgeist" bestand bis in die 50er Jahre unseres Jahrhunderts eine Ziegenbockstation. Dorthin wurden Ziegen aus dem Umland zum Decken gebracht. Da die Stallungen nicht genehmigt waren und Beschwerden wegen Geruchsbelästigungen vorlagen, erließ die Stadt Düsseldorf als Bauaufsichtsbehörde eine Ordnungsverfügung mit der Auflage, die Bockstation aufzugeben und die Stallungen zu beseitigen.

Im anschließenden Widerspruchsverfahren, über das der Regierungspräsident zu entscheiden hatte, fand eine gemeinsame Ortsbesichtigung statt. Die Betreiberin der Bockstation war leider am Besichtigungstage nicht anwesend. Statt dessen klebte ein Zettel an der Hoftüre mit der Aufschrift: "Bin mal eben weg gegangen. Wenn sie wegen des Bockes kommen, schellen sie bitte beim Nachbarn, der macht das auch."

[Beitrag des Kollegen Ruland]

Der Aktenbock

Gewiss wird es in der Behörde ein Verzeichnis geben, welche Möbel unabdingbar in ein Dienstzimmer gehören. Es ist aber das Verdienst eines Kollegen, einen Beitrag über die Bedeutung des Aktenbocks schlechthin beigesteuert zu haben.

Zwischen Staat und Bürger steht der Aktenbock. In ihm ruhen millionenfach die Anträge und Hoffnungen der Antragsteller. Und doch hat der Aktenbock, soweit zu sehen, noch nicht den ihm zustehenden Platz im staatsbürgerlichen Bewusstsein erlangt. Auch ist der Reformeifer an ihm vorübergegangen. Noch immer ist er, wie er war: stabil, männlich, konservativ, kurzum ein Bock. Er muss so stabil sein, denn er trägt die Hauptlast der Verwaltung. Außerdem ist er einseitig belastet: das Eingangsfach ist meist überfüllt, das Ausgangsfach mehr oder weniger leer. Habent sua fata acta. Auf gut deutsch: Auch Akten haben ihr Schicksal. Ihre Geburtsstunde ist der Eingang eines Antrages bei der Behörde. Dieser bekommt einen Deckel mit Aufschrift, wird registriert, und schon ist eine Akte entstanden. (Südlich der Mainlinie sagt man "ein Akt", ohne hierbei an Schönheit oder Fruchtbarkeit zu denken.) Der Aktensäugling wird nicht - wie andere Neugeborene - stündlich versorgt, sondern muss lange ruhen.
Dabei ist es ein Vorzug, im Aktenbock zu sein, denn dort sind die Akten "im Lauf". Dies ist im übertragenen Sinne zu verstehen, denn Akten laufen nur selten. Neuzugänge kommen auf die alten Akten, das erhöht die Verweildauer im Aktenbock für die unteren Schichten. Nimmt sie trotzdem mal jemand aus dem Bock, so sieht er sofort, dass irgend etwas fehlt: Geburtsurkunde, ärztliches Attest, ein Zeugnis, die Immatrikulationsbescheinigung oder was es sonst so alles gibt. Der Staatsbürger beeilt sich, das Fehlende nachzureichen, und bald ist die Akte irgendwo wieder im Bock. Ist der Aktenbock zu reformieren? Im gewissen Sinne haben Frauen schon mit der Reform begonnen. Sie bringen Blumen und liebenswürdige Dinge ins Büro. So finden wir auf den Aktenböcken Blumentöpfe oder Vasen. Es gibt sogar Rankgewächse, die vor den Akten herunterwachsen. Ein Lob also den Frauen. Die bediensteten Männer haben dagegen noch keinen Beitrag zur Reform geliefert. Man sollte Hilfe von außen holen. Wie wäre es mit einem Betriebswirtschaftler? Der würde statistische Erhebungen anstellen: Wie ist die durchschnittliche Verweildauer eines Aktes im Bock, aufgeschlüsselt nach Besoldungsgruppen der Bediensteten? Dann würde er die Durchschnittskosten eines Aktenstückes erforschen. Aber damit wäre er ziemlich am Ende seines Lateins. Techniker können auch nicht viel mehr helfen. Sie würden vielleicht vorschlagen, einen Paternoster zu bauen, der die Akten aus der Tiefe holt und vor dem Auge des Bediensteten vorbeiführt in ständigem "Lauf". Dadurch würden die einzelnen Aktenstücke mehr Chancengleichheit erhalten. Aber die Sache wäre sicher zu teuer. Außerdem ist man doch gerade dabei, die Fließbänder abzuschaffen. Nein, das wäre auch nichts. Und die Psychologen? Wie man sie kennt, würden sie zunächst das Spannungsverhältnis zwischen Aktenbock und Bediensteten untersuchen und für ein repressionsfreies Büro plädieren. Sie würden vielleicht vorschlagen, die Schaffenskraft jedes Bediensteten individuell anzuregen. Der Möglichkeiten gibt es viele.
Außerdem werden die Psychologen gewiss auch den Staatsbürger und sein Verhalten zum Aktenbock in ihre Betrachtung einbeziehen. Was sie da entdecken, ist in der Tat fatal: Aggressivität und seelische Störungen auf Grund falscher Vorstellungen. Der Bürger also muss anders motiviert werden: mehr Gelassenheit, Abbau der Aggressionen, autogenes Training für Antragsteller. Das ist in der Tat die Lösung. Ein so geschulter Bürger bekommt keine Neurosen. Er wird die unerwartete Steuer-Nachzahlung ebenso gelassen hinnehmen wie die Ablehnung eines Antrages. Solche geschulten Staatsbürger hinter sich zu wissen, würde viel für die Lebensqualität der Bediensteten bedeuten. Und vor allem: Es würde dem Aktenbock guttun.

[Beitrag des Kollegen Pollert]

Antrag zur Aufhebung der Schulpflicht

Aus der ungeheuren Zahl von Briefen, die den Regierungspräsidenten erreichen, seien nur zwei angeführt, um zu zeigen, wie vielfältig die Anliegen der Bürger sind.

Die Schulabteilung erreichte am 16.04.1991 folgendes Schreiben:

Brigitte X, Essen, den 14.04.1991
Regierungspräsidenten
4000 Düsseldorf

Betr.:
Antrag zur Aufhebung der Schulpflicht für Hellseher

Aufgrund eines erhaltenen Phänomens - Hellsehen - bitte ich um Aufhebung der Schulpflicht in Ihrem Bezirk für diese Anderssehenden und um Anerkennung dieses Phänomens.

Diese Menschen sind der Schulpflicht zu entbinden, da sie sich das Nötige zum Leben durch dieses erhaltene Symptom beibringen.

Ich bitte um Benachrichtigung
Hochachtungsvoll
B ...

Die Antragstellerin wurde am 06.05.1991 folgendermaßen beschieden:

Sehr geehrte Frau ...

Auf Ihr Schreiben vom 16.04.1991 teile ich Ihnen mit, dass ich eine landesrechtliche Regelung, wie das Schulpflichtgesetz, nicht mittels Verfügung für meinen Regierungsbezirk außer Kraft setzen kann. Ich darf daher davon absehen, auf Ihr Anliegen näher einzugehen, wofür ich Ihr Verständnis unterstelle.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
gez....

[Beitrag des Kollegen Dr. Lefringhausen]

Freigabe einer Bundesautobahn

Entfernungen auf Autobahnen können manchmal sehr täuschen, wie der Bericht des Kollegen B. Schulze vom Dezernat 25 vor Augen führt.

Im Jahre 1989 sollte ein 5 km langes Teilstück der BAB 52 im Bereich Schwalmtal - Kostert und Schwalmtal - Waldniel für den Verkehr freigegeben werden.

Die Zuständigkeiten der Verkehrsüberwachung wurden über entsprechende Fernschreiben geregelt.

Im Fernschreiben vom 14.03.1989 stand folgendes zu lesen: "...wir beglückwünschen Sie zu der umfangreichen Erweiterung des Zuständigkeitsbereiches der Polizeiautobahnstelle und wünschen auf den hinzugekommenen 5000 Millimetern allzeit freie Fahrt. Mit Bedauern haben wir zur Kenntnis genommen, dass auch diesesmal wieder keine Feier stattfindet ..."

Im Fernschreiben vom 20.03.1989 wurde die Länge des BAB-Abschnittes wieder auf 5 km berichtigt.

[Beitrag des Kollegen Schulze]

Beschwerde

31. März 1881 – Beschwerde des Nachbarn v. Bouverot an den Regierungspräsidenten wegen der stark überhängenden Zweige und Äste der Bäume des Präsidialgartens mit der gleichzeitigen Bitte, diese so zu beschneiden, dass die Obstbäume des Herrn von B. nicht beeinträchtigt würden. Der Königliche Garteninspektor sagt Abhilfe zu, empfiehlt aber gleichzeitig dem Nachbarn aufzugeben, die Wurzeln der angrenzenden Bäume – was gesetzlich zulässig wäre – entsprechend zu verkürzen. Das könnte Aufgabe des Nachbarn sein.

Der Carnevalszug

Am 20. Februar 1895 bat der Allgemeine Verein der Carnavalsfreunde zu Düsseldorf die zur Neubrücke überstehenden Baumäste wegen des Durchzuges des Carnevalszuges – zur Vermeidung von Beschädigungen der 7 m hohen Aufbauten – stark zu beschneiden. Der Garteninspektor veranlasste das Notwendige.

Ein Immediatgesuch

Bei den Immediatgesuchen an Se. Majestät den Allerhöchsten Kaiser und König liegt u. a. auch ein Brief vom 6. Dezember 1914 eines verarmten Adeligen vor, der, unter Darstellung seiner Mittellosigkeit und einer dadurch veranlassten Verschuldung, eine Beschäftigung sucht.

Er schrieb u. a.: "... Soldat bin ich leider nicht gewesen, sonst wäre ich gleich zu Beginn des Krieges, trotz meiner 57 Jahre, als Kriegsfreiwilliger mit vorgetreten, wenn es nicht in der Front war, dann zu anderm Dienst. - Ich habe schon eine Menge Tinte verschrieben ... Es will aber keiner so alte Leute haben. Alles sucht junge Kräfte, ja und ich bin nun einmal alt und eben auch kein Athlet. - ... An sich ist der arme Adelige bei der für mich in Betracht kommenden Gesellschaft einmal verpönt; ich möchte überhaupt jeden Adeligen, den armen wenigstens warnen, den kaufmännischen Beruf zu ergreifen, und dabei war ich fast bis zuletzt Feuer und Flamme für meinen Beruf und habe gearbeitet mit allem Ernst und Verständnis. - Aber eben gerade darum! ... Daher wage ich es, mich an Euere Kaiserliche und Königliche Majestät mit der gehorsamsten Bitte zu wenden, ob Eure Majestät allergnädigst geruhen wollen, mir irgendeine Position zuweisen zu lassen, in die ein wildgewachsener alter Stamm passt, der noch immer grünt, wenn auch nicht mehr in der jungen Kraft, so aber doch noch seinen Posten sehr wohl ausfüllt, vielleicht sogar besser als mancher junge Athlet. - ... In der angenehmen Hoffnung nicht vergeblich bei Euerer Majestät vorgekommen zu sein, verbleibe ich Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät, Alleruntertänigster treugehorsamster, ehrfurchtsvoll Ergebenster Edmund v. Z.".

Der Regierungspräsident musste das Gesuch mit Schreiben vom 23. Dezember 1914 ablehnen.

Ordensverleihungen

In den Akten über Ordensverleihungen findet sich im Jahre 1861 ein Antrag auf Verleihung eines Ordens aus Anlass der 50jährigen Dienstzeit einer Lehrerin. Aus Sparsamkeitsgründen – der Orden sei ja nicht billig – so heißt es da, sei es doch besser angebracht "dem Fräulein Lehrerin doch zum bevorstehenden Jubiläum ein Andachtsbuch, welches auch sinnvoller für die Verwendung im bevorstehenden Ruhestand sei, zu schenken".

Grundsätzlich war ein Orden nur für ehrbare Jungfrauen und Frauen im Kranken- und Fürsorgedienst vorgesehen.