Wald mit Sonnenschein (Symbolbild)

Über den Naturschutz

Die NATUR – ein schillernder Begriff mit vielen Bedeutungen
Natur - Wir wollen darunter zunächst die Entstehung und die Entwicklung des Lebens auf dem Planeten Erde verstehen. Selbstverständlich sind auch wir Menschen ein „Naturprodukt“. Denn so wie alle heutigen Pflanzen und Tiere ist ganz offensichtlich jede/r von uns über Millionen von Generationen hinweg mit den allerersten Lebewesen verwandt. Dafür finden Naturwissenschaftler/innen auf der ganzen Welt immer weitere Belege. Seit es Menschen gibt, beeinflussen sie die äußere Erscheinungsform sowie die Stoff- und die Energieumsätze unserer Erde. Hunderttausende Jahre lang geschah das in nur geringem Umfang, etwa so wie durch andere größere Tierarten auch. Parallel zur kulturellen, technischen und (daraus resultierend) demografischen Entwicklung der Menschheit allerdings ist der menschliche Einfluss auf die weitere Naturentwicklung ganz erheblich angestiegen. Inzwischen droht er sogar, sie weltweit zu dominieren. Der NATURSCHUTZ will deshalb die damit verbundene Verantwortung und die einhergehenden Risiken bewusst machen. Vor allem aber versucht er, die natürlichen Lebensgrundlagen (auch) der Menschen in Wert zu setzen und zu bewahren. Naturschutz, Naturgeschichte und die Kulturgeschichte der Menschen sind eng miteinander verbunden. Deshalb in aller Kürze „vom URKNALL zum RAUMSCHIFF ERDE“: Seit unvorstellbaren knapp 4 Milliarden Jahren gibt es wohl schon Leben auf unserer Erde – entstanden, nachdem die Erdoberfläche durch Abkühlung zur Gesteinskruste erstarrt war und Wasser in den flüssigen Aggregatzustand überging. Die Lebewesen haben sich seitdem von ganz einfachen „Konstruktionen“ zu immer komplexer organisierten Strukturen entwickelt. Vor 3,5 Mrd. Jahren z.B. wurde die Photosynthese (von Cyanobakterien) „erfunden“ mit der folgenreichen Konsequenz einer allmählichen Anreicherung freien Sauerstoffes in der zuvor sauerstofflosen Atmosphäre und der Bildung eines vor kosmischer Strahlung schützenden Ozonschildes. Das Ergebnis einer langen und wechselvollen Naturgeschichte ist ein heute flächendeckend belebter Planet Erde mit einem Inventar von mehreren Millionen (genau weiß man das bisher nicht) wildlebenden Pflanzen- und Tierarten. Jede dieser Arten ist ein bewährtes und hochleistungsfähiges „Spitzenprodukt“ der Evolution und zeichnet sich durch besondere Fähigkeiten zur Nutzung natürlicher Ressourcen, zur Überwindung lebensfeindlicher Einflüsse und zur Anpassung an gegebene Lebensumstände aus. Die allermeisten Pflanzen- und Tierarten haben eine enge Bindung an ganz bestimmte (und insgesamt sehr unterschiedliche) Lebensräume. Die heutige Vielfalt der Arten ist deshalb untrennbar von der Perspektive ihrer jeweiligen Biotope abhängig. Feuer und einfache Werkzeuge benutzende Menschen soll es seit über 1,5 Mio. Jahren geben – zunächst in Afrika und später auch in Asien und Europa. Im biologischen Sinne „heutige“ Menschen (Homo sapiens sapiens) kamen, wiederum von Afrika startend, vor wahrscheinlich ca. 40 Tsd. Jahren im eiszeitlichen Europa an. Als vor 12 Tsd. Jahren die (vorerst) letzte Eiszeit langsam zu Ende ging, folgte in Europa der baumlosen, aber großwildreichen Tundra sukzessive der für Menschen nahrungsarme Wald. Mit der Ankunft des Waldes gaben (wie zuvor bereits andere afrikanische/asiatische Kulturen) auch die Europäer allmählich ihre Lebensweise als wandernde Jäger und Sammler auf und begannen stattdessen, sesshaft Landwirtschaft zu betreiben. Damit wurde ein gravierender Wechsel vollzogen, der wegführte von einer sich strikt mit den jeweiligen Umweltbedingungen arrangierenden Lebenshaltung („im Einklang mit der Natur“) und hinzielte auf eine gestaltende, die Umweltbedingungen den menschlichen Bedürfnissen anpassende Lebensführung. Diese Umstellung wird wegen ihrer gravierenden Folgen sowohl für die Menschheit als auch für die weitere Naturentwicklung als „neolithische (steinzeitliche) Revolution“ bezeichnet. Mit der landwirtschaftlichen Produktion wurde das Lebensmittelangebot drastisch vergrößert. Das zog eine rasante Bevölkerungszunahme nach sich. Außerdem wurden dem Handwerk stark aktivierende Impulse gegeben. Mit dieser Entwicklung nahm das Maß menschlichen Einflusses auf die natürlichen Vorgänge auf der Erde zwar dramatisch zu. Im Ergebnis jedoch wurden in Europa (und nicht nur dort) durch Landwirtschaft und Waldnutzung geprägte, wegen der Differenziertheit ihrer Lebensräume ganz besonders artenreiche und (u.a. literarisch belegt) als schön empfundene Kulturlandschaften geschaffen. Eine weitere gravierende Umwälzung wurde endgültig mit der Erfindung der Dampfmaschine eingeleitet - die sogenannte „industrielle Revolution“, die Umstellung auf maschinengestützte Massenproduktion. Die Industrialisierung hatte unter anderem eine starke Verstädterung zur Folge mit zunächst katastrophalen Lebensbedingungen für die meisten Stadtbewohner – ein Phänomen, das in anderen Regionen der Welt gerade erst aktuell ist oder wird. Mit der Umstellung auf eine industrielle Produktionsweise wurde eine weitere, exponentielle Dimension der Umweltbeeinflussung erreicht, die inzwischen das naturgeschichtliche und das kulturlandschaftliche Erbe der Menschheit ernsthaft bedroht. In allen Entwicklungsphasen der im biologischen Sinne „heutigen“ Menschen lassen sich kulturelle und normative Schutz- und Gestaltungsaktivitäten nachweisen, die auf die natürlichen Lebensgrundlagen und auch auf die Schönheit der Natur zielen. In den vorgeschichtlichen Jäger- und Sammlergesellschaften wurde der Respekt vor der Natur spirituell eingebunden in eine Verehrung von Naturgottheiten und besonderer Orte sowie in die religiöse Beachtung von Tabus. Die mittelalterlichen europäischen Bauern- und Handwerkergesellschaften strebten bereits nachhaltige Landnutzungsformen an und legten Nutzungsbeschränkungen zugunsten der Allgemeinheit fest. Mit der Industrialisierung und der Verstädterung ging in der Neuzeit die Entstehung unterschiedlicher Bürgerbewegungen einher, die sich für gesunde Lebensbedingungen in den Städten, für reine Luft und saubere Gewässer, für den Erhalt schöner Landschaft und den Schutz seltener Pflanzen und Tiere einsetzten. Bei diesen Bürgerinitiativen waren neben aller wissenschaftlichen und insbesondere naturwissenschaftlichen Problemanalyse die Ansprüche der Menschen an ihre Lebensqualität, ihre Sorge um die natürlichen Lebensgrundlagen und ihre emotionale Beziehung zur Natur ausschlaggebende Momente, aktiv politischen Einfluss zu nehmen. Obwohl hierzulande bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts tradierte Kulturlandschaften zunehmend überprägt und zerstört wurden, wurde erst fast einhundert Jahre später der bis dahin unbekannte Begriff „Naturschutz“ in Deutschland eingeführt. Das geschah unter dem Eindruck der amerikanischen Nationalparkbewegung, die sich den Schutz ursprünglicher Natur zur Aufgabe gemacht hat. Anders als in den USA jedoch gab es in Deutschland fast keine Wildnis mehr. Naturschutz in Deutschland war und ist des-halb ganz überwiegend der Schutz und die Pflege artenreicher und wegen ihrer Schön-heit erlebenswerter Kulturlandschaften. Inzwischen wurde manches der oben beschriebenen Umweltprobleme der Industriegesellschaft vom technischen Umweltschutz angegangen, der im wesentlichen auf die Umweltmedien (Boden, Wasser und Luft) zielt. In Abgrenzung und in Ergänzung dazu wird der Gegenstand des Naturschutzrechts durch das Begriffspaar „Natur und Landschaft“ bezeichnet und seine Zielsetzung mit „Naturschutz und Landschaftspflege“ definiert. Der administrative Naturschutz ist heute vor allem dem Erhalt des Pflanzen- und Tierartenreichtums und der (diese bedingenden) Biotopevielfalt verschrieben sowie der landschaftsgebundenen Erholungsvorsorge und damit dem Landschaftsbild. Über den Schutz und die Pflege der Kulturlandschaften hinaus gibt es in jüngster Zeit zunehmend Bestrebungen, hierzulande auch Wildnis wieder neu entstehen zu lassen. Zentrale unmittelbare Probleme des Naturschutzes und der Landschaftspflege sind bei uns 1.) der LANDSCHAFTSVERBRAUCH durch die Siedlungs- und die Verkehrswegeentwicklung mit (daraus folgend) weiter anhaltender Verstädterung des Raumes und einer immer weiter gehenden Zerschneidung der (noch) ländlichen Gebiete sowie 2.) die ARTENVERARMUNG der Wald- und der Feldflur, bedingt durch Immissio-nen und durch die Industrialisierung vor allem der Land-, aber auch der Forstwirtschaft. Die Bundesrepublik Deutschland ist einer der dichtest besiedelten Staaten der Welt. Nahezu jede/r vierte Bundeseinwohner/in lebt in Nordrhein-Westfalen und hat dort pro Kopf nur etwa ein Drittel des Raumes zur Verfügung wie im Durchschnitt der übrigen Bundesländer. Innerhalb des Landes NRW wiederum konzentriert sich die Bevölkerung im Rhein-Ruhr-Ballungsraum. Unbebaute Freiflächen sind deshalb in Nordrhein-Westfalen insgesamt (und ganz besonders im Ballungsraum) nur noch knapp bemessen. Trotzdem werden in NRW gemäß Landesstatistik noch immer über 15 ha (!) Landschaft pro Tag verbraucht und zwar vor allem für die Siedlungs- und für die Verkehrswegeentwicklung. Das belastet den Naturhaushalt und die Schönheit hiesiger Landschaften geht unwiederbringlich verloren. Um die weitere Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen (auch) der Menschen und die Beeinträchtigung deren Lebensqualität zu begrenzen und zu kompensieren ist es deshalb mehr denn je notwendig, die Siedlungsentwicklung und den Verkehr zu steuern sowie die Land- und die Forstwirtschaft zur Landschaftspflege zu motivieren.